18.10.2022 00:59
Von: Peter Papke

Blau-Weiss Hollage trauert um Hans Böwer

Am 13. Oktober 2022 verstarb im Alter von 89 Jahren unser Sportkamerad und Ehrenmitglied Hans Böwer. Am 11. Dezember wäre er 90 Jahre alt geworden - auf diese Geburtstagsfeier hatte er sich sehr gefreut. Tragisch war das Ende, denn während einer Knie-Operation verstarb er im Krankenhaus. Hans Böwer war seit dem 1. Januar 1959 Mitglied bei Blau-Weiss Hollage und seit März 2003 Ehrenmitglied unseres Vereins.

In einem Gespräch schilderte er seinen persönlichen Weg bei Blau-Weiss und machte deutlich, dass er seine Vita nicht gern ausführlich dargestellt haben möchte. Wohl aber willigte er ein, ein für sein Leben prägendes Erlebnis zu schildern: die Flucht 1945 aus seiner Heimat Schlesien. Mit 12 Jahren erlebte er die Schrecken des Krieges, der im Winter 45 längst verloren war, zunächst auf der Flucht und dann hier nach der Ankunft auf dem Hof seines Onkels in Vinte bei Neuenkirchen. Nach unzähligen Tagen im Zug, auf Pferdewagen oder zu Fuß kam seine Mutter mit ihm und seinen 3 Brüdern und 2 Schwestern in Vinte an, wo sie herzlich vom Onkel aufgenommen wurden. Und Hans hatte wie seine Mutter die allerwichtigsten und wertvollsten Sachen zu tragen gehabt. Aber der Krieg war noch nicht zu Ende, und Hans erinnerte sich noch oft an das schreckliche Bombardement von Osnabrück durch die Alliierten am 25. März (Palmsonntag) morgens gegen 10 Uhr, als der schwerste und letzte Luftangriff auf die Stadt erfolgte. (Anm. d. Red.: Es wurden 35 Luftminen, 2518 Spreng-, 1500 Brand- und 200.000 Stabbrandbomben geworfen, wobei 178 Menschen starben und die Stadt Osnabrück zu knapp 70 % zerstört wurde). Hans konnte noch lange sowohl den Lärm der Bomberflotte nachempfinden als auch die Erschütterungen während des Bombardements. Und dann war der Krieg fast zu Ende, die Engländer standen am Mittellandkanal kurz vor seiner Haustür. Die Menschen in Vinte wie in anderen Orten auch waren aufgefordert, weiße Bettlaken aus den Fenstern zu hängen um dem Feind zu signalisieren, dass man sich ergibt. Doch dann geschah das Unglaubliche: Die „Tommys“ eröffneten mit ihren Panzern das Feuer und schossen aus allen Rohren. Fazit: Mehrere Bauernhöfe in der Nachbarschaft gingen in Flammen auf, auch der seines Onkels. Und das Schlimmste: Alle Sachen, die sie mühsam auf der beschwerlichen Flucht mitgeschleppt hatten, fielen den Flammen zum Opfer! Glück im Unglück: Es waren keine Menschenopfer zu beklagen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ein paar deutsche Soldaten Barrieren errichtet hatten und die Engländer deswegen die weißen Flaggen missachteten und das Feuer eröffneten.

Seine Zeit bei Blau-Weiss hätte fast 1948 begonnen, denn da kaufte er von Schuhmacher Albers aus Hollage ein Paar Fußballschuhe, für sage und schreibe 50 Pfennig! Er sollte in der B-Jugend spielen. Doch wie das Schicksal so spielt: Die B-Jugend spielte immer samstags um 16 Uhr, und zu der Zeit musste er bei seinem Chef, Bäckermeister Lüpping in Halen, die Backstube schrubben. Dadurch wurde zu unserem großen Bedauern sicher ein großes Fußballtalent verschleudert. Aber, so sagte Hans, der Beruf ging natürlich vor. Seit der Zeit aber hatte er seine Liebe zu Blau-Weiss entdeckt, und er verfolgte so ziemlich alle Heimspiele der Ersten am Benkenbusch. Und das machte er noch bis zuletzt.

Am 31.8.1960 heiratete er Maria Barlag, die ihm Gabriele, Andreas, Jürgen, Burkhard und Michael schenkte. Über insgesamt 9 Enkel und 2 Urenkel freute er sich, und oft schaute er ihnen beim Fußball oder Judo zu, natürlich bei Blau-Weiss!

Selbstverständlich hat er sämtliche Meisterschaften und auch die Abstiege der Ersten erlebt, und er erinnerte sich noch immer gerne an das entscheidende Spiel am 12. Juni 1983 in Nordhorn, als unsere Jungs ein 1:1 bei Vorwärts erreichten (mit Unterstützung von 650 Hollager Zuschauern!!) und so als Neuling vor Raspo Osnabrück die Meisterschaft und somit den Aufstieg in die Bezirksoberliga schafften. Trainer war damals Siggi Schmietendorf.

Es war dann unser Hauptkassierer Herbert Dieckmann, der ihn für eine Tätigkeit gewann, die viel Geduld und Genauigkeit erfordert: das Kassieren. Von 1992 bis 2006 war er Hauptkassierer der Fußballabteilung. Als im Jahr 2000 Käthe Bierstedt die Regie über unseren Clubraum abgab, konnte Präsident Gerd Strößner ihn dafür gewinnen, die gesamte Abrechnung einschließlich Einkauf für den Bereich zu übernehmen. Seit dem 1.12.2010, als unser ehemalige Jugendleiter Heiner Ballmann verstarb, war er dann alleine für den Clubraum verantwortlich. Bei allen Heimspielen der Ersten war er noch mit 80 Jahren 1 1/2 Stunden vor dem Spiel vor Ort und blieb auch in der dritten Halbzeit hinter der Theke, wenn es sein muss, auch bis nach Mitternacht.

Neben dieser für unseren Verein großartigen Arbeit organisierte Hans Böwer über 20 Jahre das Doppelkopfturnier, das jedes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr im Clubraum stattfand und sich großer Beliebtheit erfreute. Was angesichts der Verdienste nicht verwunderlich ist: natürlich ist Hans Böwer Ehrenmitglied von Blau-Weiss, und dies seit 2003, als er im März auf der Generalversammlung einstimmig gewählt wurde. Viele Jahre unterstützte er Alois Menkhaus bei der Organisation der Sportlermahlzeit im Saale Barlag.

Präsident Gerd Strößner sagt über Hans Böwer: „Jeder Verein kann sich glücklich schätzen, wenn er einen solchen Mann in seinen Reihen hat. Hans Böwer hat sich jahrzehntelang sehr verantwortungsbewusst für unseren Verein eingesetzt. Dabei hat er nicht nur das Amt des Kassierers für die Fußballabteilung ausgeübt – übrigens auch einige Jahre für das Internationale C-Junioren-Pfingstturnier – sondern er hat uns auch bei vielen Baumaßnahmen tatkräftig unterstützt. Auch seine Betreuerfunktion bei Jugendmannschaften sollte nicht unerwähnt bleiben. Ich sage danke schön, Hans, du hast uns sehr geholfen!“

Wir wünschen Maria und ihrer Familie für die kommende Zeit viel Kraft und Stärke, um mit diesem großen Verlust fertig zu werden. Für deinen großartigen Einsatz für unseren Verein sagen wir: „Danke, Hans!"

Blau-Weiss Hollage e. V. von 1934
Für das gesamte Präsidium, Peter Papke